★★★★
Es ist 5:55. Der Wecker klingelt. Ich greife nach links an und nehme mir mein Handy, um nicht nur den Wecker auszuschalten, sondern auch um den inneren Drang zu befriedigen, der mich seit ein paar Sekunden befallen hat. Ich schaue in den sozialen Medien nach, was sich über Nacht so getan hat (Nichts von Bedeutung) und bleibe im Bett liegen. Auf einmal ist es 6:28 und während ich aufstehe frage ich mich, wo schon wieder die Zeit geblieben ist.
So oder so ähnlich liefen lange Zeit meine Morgen ab. Wenn du dieses oder ein ähnliches Szenario von dir kennst und im Alltag oftmals nicht ganz "im Moment" bist, dann könnte das folgende Buch das richtige für dich sein.
„Als ob man die Zeit totschlagen könnte, ohne die Ewigkeit zu verletzen.“ – Henry David Thoreau
Ichigo Ichie bedeutet, wenn man es wortwörtlich ins Deutsche übersetzt, etwa "einmal, eine Begegnung" oder "in diesem Moment, eine Gelegenheit". Ähnlich wie bei beim Begriff Ikigai trifft diese Übersetzung jedoch nicht exakt das, was der Begriff eigentlich ausdrückt.
Der erste schriftliche Beleg des Begriffs Ichigo Ichie findet sich im Notizbuch des japanischen Teemeisters Yamanoue Soji, der darin folgenden Satz notierte: „Behandle deinen Gastgeber als fände eure Begegnung nur ein einziges Mal im Leben (Ichigo Ichie) statt.“ Seinen Ursprung hat der Begriff also in den Teezeremonien, die noch bis heute in Japan vollzogen werden. Es beschreibt das Gefühl, einen einmaligen Moment zu erleben und wir heutzutage verwendet
Wenn man einen Unbekannten zum ersten Mal trifft
Bei Begegnungen mit Menschen, die einem bekannt sind, bei denen man aber betonen möchte, dass jede Zusammenkunft einzigartig ist
„Jeder einzige Moment ist eine Oase des Glücks. Und viele Oasen bilden schließlich eine fruchtbare Ebene des Glücks.“
Das Buch Ichigo Ichie beschreibt neben diesem Prinzip grundsätzliche Aspekte der Achtsamkeit und wie man es in der heutigen Welt schaffen kann, einzigartige Momente im Geiste von Ichigo Ichie zu erschaffen.
Neben Achtsamkeit werden jedoch auch weiterführende Themen wie Emotionen (Der Abschnitt über die 4 Basisemotionen in Verbindung zur Zeit ist wirklich gut!), generelle Lebensweisheiten und Parallelen zu anderen philosophischen / spirituellen Themen gezogen. Dabei wird nicht nur immer wieder auf japanische Traditionen verwiesen, sondern auch ein moderner Bezug angestrebt.
„Manche Menschen erleben gar nicht so selten bedeutende Zufälle, während andere gegenüber derartigen Koinzidenzen immun zu sein scheinen. Woran liegt das?"
Anders als bei Ikigai handelt es sich bei Ichigo Ichie nicht um eine Auswertung einer wissenschaftlichen Studie. Das Buch ist vielmehr als Ratgeber zu lesen, der neben den Informationen auch ganz konkrete Handlungsanweisungen beispielsweise zum Meditieren oder zur Ausrichtung von Festen gibt. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass man durch dieses Buch zum "Jäger von guten Momenten" werden soll.
Ichigo Ichie hat 200 Seiten. Es ist im Ullstein-Verlag erschienen und kostet 10 € (zum Beispiel hier bei amazon*)
Fazit:
Ichigo Ichie - die japanische Kunst, den perfekten Moment zu nutzen hat uns sehr gut gefallen. Nicht nur, dass es das Prinzip von Ichigo Ichie erklärt und anhand vieler Beispiele in unsere moderne Zeit transferiert, es gibt daneben auch immer wieder Einblicke in die japanische Kultur.
Besonders gefallen haben uns die verschiedenen Ansätze, wie man es heutzutage schaffen kann, durch den Geist von Ichigo Ichie achtsamer und aufmerksamer zu werden und ein insgesamt viel ausgeglicheneres und glücklicheres Leben zu führen.
Einen Stern ziehen wir ab, da die japanischen Begriffe oftmals etwas inflationär im Text verstreut waren und weil man schon ein Interesse an Japan und dessen Kultur haben muss, um das Buch richtig genießen zu können.
Über die Autoren:
Francesc Miralles hat Germanistik studiert und arbeitet als Journalist und literarischer Scherpa. Zurzeit hält er weltweit Vorträge und schreibt in verschiedenen Medien über Psychologie und Spiritualität.
Hector Garcia wurde in Spanien geboren und lebt sein 15 Jahren in Japan. Er ist Ingenieur und hat, bevor er nach Japan ging am CERN in der Schweiz gearbeitet.
Von den beiden Autoren haben wir auf unserem Blog bereits das Buch Ikigai - Das japanische Geheimnis eines glücklichen Lebens rezensiert.
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Der Text verwendet wegen der besseren Lesbarkeit nur die männliche Bezeichnungen; selbstverständlich sind damit auch alle anderen Geschlechter angesprochen, männlich, weiblich und divers.
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