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„Frugalismus hat das Potenzial, das Leben von uns allen zu verbessern und uns ein Stück freier und zufriedener zu machen.“ (Oliver Nölting)
Bewusster und erfüllter leben und dabei früher auf weniger Arbeit angewiesen sein oder gar früher in Rente gehen? Das klingt nach etwas, das vermutlich vielen von uns grandios gefallen würde! Genau das (und noch viel mehr, bleibt gespannt) ist das Ziel des Frugalismus - und Inhalt dieses Buches.
Nach der Lektüre desselben wurde zumindest mir klar: Vermutlich bin ich schon lange Frugalistin, ganz ohne mir darüber bewusst gewesen zu sein…
Worum geht es in dem Buch?
Das Lebenskonzept Frugalismus, oder modern englisch: FIRE (Financial Independence, Retire Early) wird häufig vereinfacht zusammengefasst als „sparsam leben und dann früh in Rente gehen“. Dass viel mehr als nur das dahinter steckt, zeigt Florian Wagner in seinem grandiosen Buch „Rente mit 40.“
„Frugalismus ist für mich, weniger Geld und Zeit für alles Überflüssige zu verschwenden, um dann mehr Zeit für die Dinge und Aktivitäten übrig zu haben, die für mich am wertvollsten sind und mich wirklich glücklich machen.“
Frugalisten ginge es nämlich eben nicht darum, sich heute einzuschränken, jeden Cent zu hinterfragen und zu sparen und sich nichts Schönes mehr zu gönnen, um dann später 10 oder 20 Jahre früher in den Ruhestand gehen zu können und die Füße hochzulegen.
Vielmehr geht es darum, sich heute schon zu verdeutlichen, welche Dinge, Aktivitäten, Menschen es eigentlich sind, die uns glücklich machen und uns ein erfüllteres Leben bescheren - und viele der Ausgaben, die eben nicht in diese Kategorien fallen, zu vermeiden. Kein „Geld für etwas ausgeben, weil man es halt so macht“, sondern ein bewusstes, zufriedenes, selbstbestimmtes Leben führen, nach seinen eigenen Regeln.
Entgegen aller Vorurteile führe das dann heute schon zu mehr Zufriedenheit und eben sogar weniger Einschränkungen, nicht erst ab 67…
„Geld gibt uns die Möglichkeit, im Hier und Jetzt zu leben und unsere Wünsche und Ziele nicht in eine Jahrzehnte entfernte Zukunft zu verschieben.“
Das Buch
Um die Lesenden für dieses Ziel zu begeistern, hat Florian knapp 300 Seiten dazu genutzt, das Konzept des Frugalismus, den Lebensweg, Methoden und Tipps sowie viele inspirierende Erfahrungsberichte mit uns zu teilen - in einem Schreibstil, der sich unfassbar flüssig und nahbar liest.
Ich unterteile das Buch aus meiner Sicht in drei wesentliche Abschnitte:
Zuerst leitet Florian das generelle Konzept „Frugalismus“, seine Ziele, seine Inhalte ein, um auch diejenigen abzuholen, für die der Gedanke, eventuell ein paar Jährchen früher den Job zu verlassen oder generell ein etwas unkonventionelleres Leben zu führen, noch völlig neu ist.
Besonders spannend fand ich seine, durchaus gelegentlich überspitze, Verdeutlichung davon, dass wir für alle Dinge, Gegenstände, Gewohnheiten und Aktivitäten im Leben mit unserer Lebenszeit und -Energie in Form unserer Arbeit bezahlen. Je höher unsere Ausgaben sind, desto mehr Zeit oder mehr Priorität müssen wir ggf. einem Job einräumen, der uns nicht erfüllt und in dem wir eigentlich nur auf das Wochenende warten. Logisch, oder?
„Erst einmal war ich geschockt, wie viel Geld ich unbewusst rauslese, ohne dass es mich wirklich glücklich macht.“
Der zweite Teil des Buches besteht dann aus Florians sechs Bausteinen des Frugalismus. In diesen sechs Kapiteln lernt ihr als Leser alles darüber, wie ihr Aspekte oder Inspiration des Frugalismus auch in euren Alltag integrieren könnt und warum ihr das tun solltet:
Wie charakterisiert sich überhaupt „Finanzielle Freiheit“ und was ist diese „4%-Regel“, von der immer alle sprechen? Wie kannst du deine Ausgabengewohnheiten hinterfragen? Wie vermeidest du Lifestyle-Inflation? Wann ist genug genug? Warum solltest du deine Komfortzone nicht nur finanziell verlassen? Funktioniert Frugalismus auch bei kleinem Geldbeutel? Und was machst du jetzt mit dem gesparten Geld? Das sind nur einige der Fragen, die Florian in diesem Hauptteil beantwortet.
Abschließen tut er mit einem schönen Kapitel darüber, wie schön es ist, heute schon Wahlmöglichkeiten zu haben, nach unseren eigenen Regeln zu leben und die Dinge zu tun, die uns glücklich machen. Ein bisschen Motivation noch auf den letzten Seiten!
„Oft haben wir ab einem gewissen Ausgabenniveau unser Hoch an Zufriedenheit überschritten und nicht bemerkt, dass mehr Geld und höhere Ausgaben ab diesem Punkt gar nicht mehr glücklicher machen. (..) Der Höhepunkt der Kurve, den wir leicht übersehen, heißt „genug“.
Unsere 3 Lieblingslearnings
1) „Hat man für sich als oberste Priorität Lebensglück und Zufriedenheit gesetzt, wird man keine Sparmaßnahme durchführen, welche die Lebensqualität mindert.“
Ich werde SO häufig auf irgendetwas bzgl. meiner Ausgaben angesprochen, wenn ich für jedes Mal einen Euro bekäme, wäre ich schon in Rente... „Willst du dir nicht ein neues Auto kaufen, du kannst es dir doch leisten.“ „Wie, du kaufst dir nicht jeden Monat neuen Schmuck, das letzte Hemd hat keine Taschen.“ - Aber seit wann geht es darum, so viel Geld wie "möglich" auszugeben, nur weil „man das halt so macht“ oder „man es sich ja leisten kann“? Ich gebe Geld für die Dinge aus, die mich froh machen und erfüllen. Und dafür auch gerne irrational viel. Bewusst. Aber eben auch nur dafür. Und sorry, aber die 10. Küchenmaschine ist es eben nicht.
2) „Ich frage mich immer gerne, was im schlimmsten Fall eintreten kann.“ Im schlimmsten Szenario würde er sein gesamtes Vermögen verzocken, pleite sein und müsste wieder arbeiten gehen und Zeit gegen Geld tauschen. „Na ja, das tat ich ja sowieso, also wo war das Risiko?“
Word! Diese Frage stelle ich mir immer, in jeder denkbaren Lebenssituation, wenn ich an etwas zweifle. Du hast nichts zu verlieren. In diesem Kontext gemeint: Wenn du mit 40 in Rente gehst und merkst, das Geld reicht doch nicht, kannst du immer noch wieder anfangen, zu arbeiten. Was genau hast du im Vergleich zu vorher dann verloren?
3) „Ranga war sich stets bewusst, dass man bei durchschnittlichem Einsatz ein durchschnittliches Leben bekommt.“
#sorrynotsorry - Es ist einfach so. Diejenigen Leser dieser Rezension, die sich jetzt denken „Ja, ja, der Autor hat gut reden und Katinka sowieso, die haben es ja so viel leichter und überhaupt…“ - die sich in ihrer Opferrolle so wohl fühlen, dass sie gar nicht in Erwägung ziehen, aktiv für sich einzustehen und etwas mehr zu geben, die werden auch nicht diejenigen sein, die mit 40 in Rente gehen. (Das Buch ist trotzdem super.)
Unser Fazit
„Rente mit 40“ war für mich vor ca. 2 Jahren der erste Berührungspunkt mit dem Thema Frugalismus. Obwohl ich kein Fan von Labeln bin, so habe ich doch unfassbar viele Punkte und vor allem die grundsätzliche Denkweise ab dem Zeitpunkt in mein Leben übernommen:
Ich entscheide, wofür ich wie viel Geld ausgebe, keine Gewohnheiten, keine gesellschaftlichen Konventionen. Ich entscheide, wie lange und wie ich arbeiten möchte und gehe dafür auch gerne die Extrameile und auch noch die danach.
Aktuell beträgt meine „Restarbeitszeit“ bis zur Rente, nach der ich meinen aktuellen Lebensstandard ohne Einschränkungen halten könnte, nach Berechnungen des Buches knapp 12 Jahre. Mir ist völlig bewusst, dass in allen diesen Rechnungen viel zu viele unsichere Faktoren stecken (und ja auch in meiner eigenen Lebensplanung), als dass ich das für bare Münzen nehmen könnte - aber wie motivierend ist die Richtung bitte? Zumindest kann ich mit 100% Sicherheit sagen: Das wäre ohne das Buch definitiv heute nicht so.
Eine absolute Herzensempfehlung meinerseits für alle, die noch nicht ganz verstanden haben, dass nicht „die da oben“, sondern nur man selbst für sein eigenes Lebensglück verantwortlich ist. Egal in welcher Lebenssituation, egal mit welchem Einkommen, egal bei welchen Startbedingungen.
Das Beste? Das Handbuch für frühere Rente (wie cool ist das eigentlich?) gibt es bereits für unter 15€, z.B. hier direkt auf amazon!*
„Betrachten wir die Erkenntnisse der Wissenschaft, was zu einem glücklichen Leben führt, fällt auf, dass hierbei kein Smartphone, keine Villa und kein Luxusauto auftauchen. (..) Was dagegen wirklich zu unserem Lebensglück beiträgt wie soziale Beziehungen, erfüllende Tätigkeiten, Sport, Natur und das Erlernen neuer Fähigkeiten, kostet meist kein Geld.“
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Der Text verwendet wegen der besseren Lesbarkeit nur die männliche Bezeichnungen; selbstverständlich sind damit auch alle anderen Geschlechter angesprochen, männlich, weiblich und divers.
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